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Barbera Barbera d'Alba
Cantina Vietti Cavallotto Tenuta Bricco Boschis Domenico Clerico AZ. Pio Cesare
Tesdorpf Robert Parker Antonio Galloni Falstaff James Suckling
2021 2020 2018
ja
verfügbar

Zweiter Platz in doppelter Hinsicht

Barbera d’Alba ist nach dem „Wein der Könige – König der Weine“ namens Barolo sicher nur die ewige Zweite im Piemont-Rotwein-Ranking der weltweiten Weingemeinde. Und sie ist außerdem auch die kleinere der beiden großen Barbera-Untergebiete im Piemont. Wie auch die große Schwester d’Asti wurde sie zwar schon 1970 gegründet – im Gegensatz zu deren nominal höherem Status als DOCG blieb ihr diese Beförderung allerdings bis heute bedauerlicherweise verwehrt.

Im besten Fall fast wie ein Barolo

Auch wenn dem Barbera d’Alba das Image des Zweitweins anhaftet, kann sich in den so gelabelten Flaschen wirklich großer Wein verbergen. Insbesondere nach Reifung im Barrique. Die hier wachsenden Barbera vertragen diese Form der Reifung besser als in Asti, weil die Weine in Alba meist voller, kräftiger und voluminöser ausfallen. Zur typischen Barbera-Kirschfrucht kommen hier auch süßere Fruchtnoten wie Brombeere oder Erdbeere, die dem Wein mehr Volumen geben.

Kann Spuren Nebbiolo enthalten

Wo als Rebsorte Barbera draufsteht, muss – das fordern so schon die EU-weiten Vorschriften zur Nennung von Rebsorten – auch zu mindestens 85 % Barbera drin sein. Erlaubt ist allerdings auch ein Verschnitt mit bis zu 15 % Nebbiolo. Auch dieser Verschnitt mit der Edel-Rebsorte hilft, sich im Niveau vom Konkurrenten Asti abzusetzen.

Die Mindestanforderung an die Weine

Rosso

  • Alkohol: 12,0 %                                 
  • Reifezeit: 4 Monate
  • Säure: 4,5 g/l
  • Trockenextrakt:  24 g/l

Superiore       

  • Alkohol: 12,5 %                                                   
  • Reifezeit: 12 Monate (mind. 4 im Holzfass)
  • Säure: 4,5 g/l
  • Trockenextrakt: 24 g/l

Die erst im Jahr 2021 eingerichtete Subzone Castellinaldo darf auf dem Etikett vermerkt werden, wenn der Wein eine Reifezeit von mindestens 14 Monaten – davon mindestens 6 Monate im Fass und 3 Monate in der Flasche – hat. Stammen die Trauben aus dafür klassifizierten Weinbergen, ist die Lagen-Angabe auf dem Etikett als „Vigna + Lagenname“ zulässig. Das häufig verwendete „Bricco“ bedeutet übersetzt (Berg)Kuppe und wird ebenfalls als Kennzeichnung für besondere Qualitäten verwendet. Die Lage auf und an Kuppen beziehungsweise Hügeln ist ein weiterer Bestandteil der gesetzlichen DOC-Anforderungen, wobei die Reben nicht höher als 650 Meter Seehöhe stehen dürfen. Bei den Böden dominieren Mergel und Tuff. Sie sind meist sandig und von Ton durchsetzt, mittelschwer und kalkhaltig. Letzeres erklärt dann auch die kräftige Säure eines typischen Barbera d’Alba.

Die Barbera – „Volksrebe“ mit Vergangenheit

Barbera – wegen der tiefdunklen Farbe ihrer Weine auch vollständig Barbera Nera genannt – ist eine ebenso alte wie weit verbreitete Rebsorte. Manche Weinhistoriker sehen ihre Herkunft im 13., einige sogar schon im 7. Jahrhundert. Eindeutig und zweifelsfrei belegt ist die Sorte dann in Schriften gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Ihre genaue Herkunft ist ungeklärt, da sich vor der ersten urkundlichen Erwähnung 1798 keine Schriftstücke zur Sorte im Piemont finden, vermuten einige Forscher ihren Ursprung nicht dort, sondern in der nicht weit entfernten Lombardei. Die genetische Herkunft scheint dagegen eindeutiger geklärt. Untersuchungen aus dem Jahr 2020 legen eine natürliche Kreuzung aus Coccalona Nera und einem noch nicht identifizierten Partner nahe.

Barbera ist zwar spätreifend, gilt aber als recht ertragreich. Sie bringt eher tanninarme – und damit früh zugängliche – und säurereiche Weine hervor. Die in der Regel recht üppig Ernte ist vermutlich der Grund dafür, dass sich die Sorte im 20. Jahrhundert riesiger Beliebtheit erfreut hat. Noch zu Anfang der 1990 waren mehr als 50.000 Hektar Rebfläche mit ihr bestockt – trotz eines ersten Einbruchs in den 1980er Jahren, als die – daran eigentlich völlig unschuldige – Sorte im Zusammenhang mit Methanol-Weinpanschereien und 30 Todesfällen in der Folge in Verruf geriet. Sie ist zwar bis heute mit immer noch 31 % der gesamten Anbaufläche die häufigste im Piemont anzutreffende Rebe, aber mit gerade 14.000 Hektar Anbaufläche (Zahlen von 2022) nur noch ein Schatten vergangener großer Zeiten.

Fruchtige Alternative zum Tannin von Barolo und Barbaresco

Das ist bedauerlich; denn sorgsam vinifiziert und vor allem bei entsprechender Ertragsreduktion liefert die Sorte feine, je nach Ausbau auch gut alterungsfähige Weine, die sich insbesondere durch eine kräftig-intensive Kirschfrucht auszeichnen. Die Farbe ist typischerweise rubin- bis granatrot. Nicht umsonst nimmt die Rebsorte im renommierten Gambero Rosso inzwischen hinter dem dominierenden Nebbiolo den zweiten Platz unter den höchst ausgezeichneten Tre-Biccheri-Weinen im Piemont ein. Die höherwertigen Qualitäten werden entweder im Barrique ausgebaut, insbesondere Traditionalisten greifen aber auch gern wieder auf die in früheren Zeiten benutzten größeren Holzgebinde aus Eiche oder auch Kastanie zurück. Für einfachere – oder besser: schneller trinkreife – Vinifizierungs-Varianten kommt auch Edelstahl und der früher gebräuchliche Zementtank zum Einsatz.